In fast allen deutschsprachigen Ländern entstanden noch vor dem Ersten Weltkrieg Pfadfindergruppen, die sich in unterschiedlichen, häufig nach Geschlechtern und Konfessionen getrennten Verbänden zusammenschlossen.
Während sich in den meisten Ländern die Pfadfinderverbände bis zum Zweiten Weltkrieg gleichmäßig auf der Grundlage von Scouting for Boys und eng an das englische Ausbildungssystem angelehnt weiterentwickelten, schlug das deutsche Pfadfindertum (und in geringerem Umfang auch das österreichische) durch den Kontakt mit der Wandervogel-Bewegung einen Sonderweg ein: Die Pfadfinderbünde wurden Teil der Jugendbewegung, sie verschmolzen die Formen des englischen Scoutismus mit denen des Wandervogels.
Dies hatte zur Folge, dass sich innerhalb der Bünde unterschiedliche Erneuerungsbewegungen entwickelten, die zur Abspaltung und Vereinigung verschiedener kleinerer und größerer Bünde führten. Die so genannte Bündische Jugend mit einer Vielzahl von Pfadfinder-, Wandervogel- und Jungenschafts-Bünden entstand.

Von der Gründung bis 1918

1908 lernte Alexander Lion auf einer Englandreise die Pfadfinderbewegung kennen. Nach einem Briefwechsel mit Baden-Powell besuchte er 1909 diesen in London. Im gleichen Jahr erschien „Das Pfadfinderbuch“ in erster Auflage, die deutsche Übertragung von „Scouting for Boys“ durch Alexander Lion unter Mitarbeit von Maximilian Bayer. Spätere Ausgaben ab 1911 trugen den Titel „Jungdeutschlands Pfadfinderbuch“.
Eine Gruppe des Alt-Wandervogels traf in England mit Baden-Powell und englischen Boy Scouts zusammen.
In Bayern (München, Bamberg) wurden die ersten deutschen Pfadfindergruppen gegründet.

1910 reiste eine Delegation des Evangelischen Jungmännerwerks nach England, um unter anderem die Pfadfinderbewegung kennenzulernen. Daraufhin entstanden in Bayern, Württemberg und Sachsen die ersten evangelischen Pfadfindergruppen im CVJM, die sich selbst als Christliche Pfadfinder bezeichnen.

1911 wurde in Berlin als erste deutsche Pfadfinderorganisation der Deutsche Pfadfinderbund gegründet. Zum Reichsfeldmeister wurde Maximilian Bayer gewählt. Die ersten deutschen Pfadfinderinnengruppen entstanden in Hamburg, Frankfurt, Darmstadt, Berlin und Metz.

1912 wurde der Deutsche Pfadfinderbund für junge Mädchen gegründet.

1913 veröffentlichte Elise von Hopffgarten das „Pfadfinderbuch für junge Mädchen“.

Während des Ersten Weltkrieges wurden die meisten Pfadfinderführer zum Militär eingezogen. Deshalb zerfiel ein Teil der Pfadfindergruppen, in anderen übernahmen Jugendliche die Leitung. Die Inhalte und Strukturen der Pfadfinderarbeit veränderten sich dadurch deutlich.

Von 1918 bis 1945

Als ab 1919 der Deutsche Pfadfinderbund wieder aufgebaut werden sollte, kam es deshalb zu Auseinandersetzungen zwischen drei unterschiedlichen Gruppierungen:

  • den älteren Führern der Vorkriegszeit, die den DPB in der alten Form wiederherstellen wollten,
  • den jüngeren Führern, die während ihres Kriegseinsatzes mit Wandervögeln zusammengetroffen waren und die sowohl das Fronterlebnis als auch den Wandervogelgeist in die Arbeit einbringen wollten
  • und den jugendlichen Führern, die während des Ersten Weltkriegs aktiv waren und ihre Positionen nicht aufgeben wollten.

Bis 1933 entstand so eine Vielzahl unterschiedlicher Pfadfinderbünde, die in ihrer inhaltlichen Ausrichtung vom vormilitärischen Pfadfindertum des Vorkriegs-DPB bis hin zu sehr stark vom Wandervogel geprägten Bünden reichten und die politisch nahezu das gesamte Spektrum der Weimarer Republik abdeckten.

1924 nahmen in Kopenhagen erstmals deutsche Pfadfinder an einem Welt-Jamboree teil.

Der Großdeutsche Pfadfinderbund, der Altwandervogel, Deutsche Jungenschaft und der Wandervogel, Deutscher Jugendbund schlossen sich im selben Jahr zum Bund der Wandervögel und Pfadfinder (BdWuP) zusammen; nach dem Anschluss weiterer Bünde änderte dieser 1927 seinen Namen in Deutsche Freischar (DF).

1928 wurden innerhalb des katholischen Jungmännerverbandes die ersten katholischen Pfadfindergruppen gegründet.

1929 entstand der Deutsche Pfadfinderverband als Dachverband mehrerer interkonfessioneller Pfadfinderbünde und der CP, zur gemeinsamen Vertretung der deutschen Pfadfinderbünde im In- und Ausland.

1929 schlossen sich die katholischen Pfadfindergruppen in Altenberg zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg zusammen (DPSG).

1931 gründeten in Saarbrücken Schülerinnen den Bund katholischer Pfadfinderinnen. 1932 entstanden in Aachen die katholischen Hildegardispfadfinderinnen.

1933 und 1934 wurden im Rahmen der so genannten Gleichschaltung alle Pfadfinderbünde mit Ausnahme der großen konfessionellen Bünde (CP, TCP, DPSG) aufgelöst und ihre Mitglieder in die Hitler-Jugend eingegliedert. Um dieser Zwangseingliederung zu entgehen löste sich ein Teil der Bünde vorher auf. Andere schlossen sich schon vor den entsprechenden Anordnungen freiwillig der Hitler-Jugend an.

Die Reichsschaft Deutscher Pfadfinder wurde am 26. Mai 1934 verboten. 1937 verbot die Gestapo die Weiterarbeit der Christlichen Pfadfinderschaft und der Tatgemeinschaft Christlicher Pfadfinderinnen.

1938 wurde auch die DPSG endgültig verboten, zur Fortführung der Arbeit wurde die Gemeinschaft Sankt Georg gegründet.

Von 1945 bis zur Gegenwart

Bereits 1945 wurden trotz alliierter Verbote in Deutschland neue Pfadfindergruppen gegründet, zum Teil von „Altpfadfindern“ aus der Zeit vor 1933. In Abhängigkeit von der Jugendpolitik der Besatzungsmächte bezeichneten sich die Gruppen als Pfadfinder oder gaben sich auch andere Namen.

Im Dezember 1945 rief Alexander Lion über den Rundfunk alle früheren Pfadfinderführer auf, sich bei ihm zu melden. Es kam zu Gründung einzelner Pfadfindergruppen, die von den Militärregierungen unterschiedlich behandelt wurden: in der US-Zone wurden sie unterstützt, in der französischen und sowjetischen Zone waren sie verboten, in der britischen Zone durften sie sich zunächst nicht Pfadfinder nennen.

In den Jahren bis 1949 erlaubten dann die Besatzungsbehörden in allen drei Westzonen die Pfadfinderarbeit und förderten sie in unterschiedlichem Umfang. Die größten der neu- oder wiedergegründeten Bünde waren:

  • BDP – Bund Deutscher Pfadfinder (interkonfessionell)
  • BDPi – Bund Deutscher Pfadfinderinnen (interkonfessionell)
  • DPB – Deutscher Pfadfinderbund (interkonfessionell), zuerst als Bund deutscher Jugend von Berlin
  • DPSG – Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (katholisch)
  • PSG – Pfadfinderinnenschaft St. Georg (katholisch)
  • CPD – Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands (evangelisch)
  • EMP – Evangelischer Mädchen-Pfadfinderbund (evangelisch, nicht in Bayern)
  • BCP – Bund Christlicher Pfadfinderinnen (evangelisch, nur in Bayern)

Am 1. Oktober 1949 gründeten BDP, DPSG und CPD in Altenburg den Ring deutscher Pfadfinderbünde (RdP) als Dachverband. Als weibliches Pendant entstand der Ring Deutscher Pfadfinderinnenbünde (RDP) mit BDPi, PSG, EMP und BCP als Mitgliedern.

Am 21. Oktober 1967 wurde der Verband Deutscher Altpfadfindergilden e.V. (VDAPG) gegründet.

Der Weltverband der Pfadfinderbewegung WOSM hatte signalisiert, diesen Verstoß gegen den Grundsatz der internationalen Pfadfinderbewegung, politisch neutral zu sein, nicht mehr länger zu dulden. Daraufhin löste sich im Mai 1971 der Ring deutscher Pfadfinderbünde auf. Mit der DPSG, dem vom BDP abgespaltenen BdP sowie dem durch Zusammenschluss der drei evangelischen Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände entstandenen Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) gründete sich der Dachverband am 1. Januar 1973 als Ring deutscher Pfadfinderverbände neu. Etwas vereinfachend gesagt war dieser Vorgang der Ausschluss des BDP aus der internationalen Pfadfinderbewegung.

Ab 1990 wurden auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR-Pfadfindergruppen gegründet.

2010 wurde der Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands gegründet. Er wurde im Oktober 2018 als Anschlussverband in den Ring deutscher Pfadfinderverbände und den Ring Deutscher Pfadfinderinnenverbände aufgenommen.